Das "Silberne Kaffeehaus" der
Biedermeierzeit, wo Raimund und
Grillparzer residierten und Johann
Nestroy gelegentlich auf einen
Plausch vorbeischaute.
 

Hauptsächlich lag die Bedeutung des Kaffeehauses darin,
ein Ort der Kommunikation zu sein, ein Refugium des
freien Gedankenaustausches, auch in Zeiten von Zensur
und obrigkeitlicher Repression. Im Kaffeehaus entstanden
ebenso neue literarische Schulen wie philosophische und
gesellschaftliche Konzepte entwickelt wurden. Aber auch
politische Umwälzungen nahmen immer wieder
im Kaffeehaus ihren Anfang.


Arthur Schnitzler
 
Das Café "Griensteidl" war vor der
Jahrhundertwende Treffpunkt von
Autoren wie Schnitzler oder
Hofmannsthal, die hier neue
literarische Richtungen entwickelten
und wieder verwarfen.

Hugo v. Hofmannsthal
 

Peter Altenberg

Egon Friedell
 

Café Central

Anton Kuh

Im Café "Central" hatte
Peter Altenberg seine Postadresse.
Kuh, Polgar und Friedell
verfaßten hier ihre Werke.
Und der gefürchtete Spötter
Karl Kraus hielt hier Gericht
über seine Mitmenschen.
 
Unvergessen ist auch das Café
"Herrenhof", das in den 20er
Jahren von einer jungen
Schriftstellergeneration, darunter
Friedrich Torberg und Leo Perutz,
zum Domizil gewählt wurde.
 

Friedrich Torberg

Karl Kraus
 

Die Geschichte der Wiener Kaffeehausliteratur ist zeitweise (wie etwa
vom fin de siècle bis in die 30er Jahre) nahezu identisch mit der
Geschichte der österreichischen oder sogar der deutschprachigen
Literatur allgemein. Erst als der staatliche Druck zu groß wurde,
verlor das Kaffeehaus seine Funktion - mit anderen Worten, als die
Nationalsozialisten einen Großteil der Kaffeehausliteraten entweder
umgebracht oder vertrieben hatten - v.a. den jüdischen Teil - und
das Recht auf freien Meinungsaustausch auch am Kaffeehaustisch
nicht mehr gefahrlos wahrgenommen werden konnte, mutierte das
Wiener Kaffeehaus zu einem Ort, der zu nichts anderem mehr diente
als dort Kaffee zu trinken. Diese Hintergründe für das anhaltende
Kaffeehaussterben werden in unserem Programm - gerade jetzt, in
Zeiten neuwachsender Intoleranz - nicht ausgeklammert.

 

Kaffeehaus 1934

Ein Teil unseres Ensembles
im Café Westend
 

Helmut Qualtinger und H.C.Artmann

Ernst Jandl
In den 60ern schlägt sich die
sogenannte "Wiener Gruppe" im
Café "Hawelka" die Nächte
um die Ohren.


Café Dommayer


Ensemblemitglied, Kabarettist
und "Kaffeehausliterat"
Andre Blau
 

Café Sperl
 
All jenen sagenumwobenen Orten wollen wir auf unserer Reise einen
Besuch abstatten. Unsere Reisebegleiter sind die Autoren selbst
- insgesamt mehr als dreißig - die wir in ihren eigenen Texten, Szenen
und Erinnerungen zu Wort kommen lassen.
Wir werden aber auch Zeit finden, uns in den kleinen Wiener Vorstadtcafés
umzusehen, wo es nicht ganz so intellektuell - gesittet zuging, wir werden
einen Abstecher zu den jüdischen Kaffeehäusern in der Wiener
Leopoldstadt machen, die nur mehr in Geschichten existieren, und wenn wir
Glück haben, treffen wir auch Thomas Bernhard in seinem geliebten,
gehaßten "Bräunerhof".
 
   

   

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